An den Bildern, die die Hauptorganisatoren wie „Mehr Demokratie e.V.“ und „Campact“ auf ihren Facebook-Seiten und in ihren Blogs veröffentlicht haben, kann man sich sehr gut vorstellen, wie das gestern im Regierungsviertel in Berlin aussah. Eine „festgelegte Demoroute“ gab es rein theoretisch. Doch defacto waren überall Menschen – viele Menschen, die sich aus allen Teilen Deutschlands auf den Weg nach Berlin machten. Ich sah Schilder aus Karlstadt, Rosenheim, Freiburg …. Ich hörte Dialekte aus allen Teilen der Republik und ich sah Menschen Menschen Menschen. Insgesamt 250.000 schätzte der Veranstalter, die Polizei kam auf 170.000. Große, kleine, alte, junge, Krawattenträger, Pulloverträger, Rollstuhlfahrer und und und. ….
Ich kann dabei nur meine eigenen Eindrücke wiedergeben. Eindrücke von einem äußerst anstrengenden, aber sehr inspirierenden und motivierenden Tag.
Denn um 4 Uhr in der Früh war für uns die Nacht vorbei. Mit dem ICE um 5:20 ab Hanau ging es los in Richtung Berlin.
9:40 Uhr Berlin Hbf:
Auf dem Washington-Platz, auf dem später die Auftaktveranstaltung starten sollte, bereits reges Treiben. Die letzten Plakate und Schilder wurden aufgebaut, die ersten Fahnen an die ankommenden TeilnehmerInnen verteilt. Schnell ein paar Schnappschüsse und ein schneller Rundgang durch das (noch) leere Regierungsviertel in Richtung BundeskanzlerInnen-Amt und Reichstag.
11:30 Uhr Berlin Washingtonplatz:
Der Platz füllt sich zügig. Das lag sicherlich auch an den zahlreichen Bussen und an den Sonderzügen, die zwischenzeitlich eingetroffen sein mussten. Live-Musik auf der Bühe, deutlich mehr Menschen. Und es kamen immer mehr dazu. Die ersten Redner starteten. Zwischendurch die Durchsage, der Demozug möge sich bitte schon in Bewegung setzen, damit von hinten wieder Menschen nachrücken können. Der Hauptbahnhof sei voll, die Züge würden bereits durchfahren. Doch von Bewegung war erst gegen 13:30 wirklich etwas zu verspüren. So viele waren es, und so schwierig war es letztlich, diese Massen zur Bewegung zu veranlassen.
Die Demoroute zur Siegessäule
Eine Demoroute gab es rein theoretisch. Viele folgten auch dieser offiziellen Route. Andere (wie auch wir) suchten sich alle möglichen Wege in Richtung „Unter den Linden“ und Siegessäule.
Die meisten Teilnehmer waren übrigens weit außerhalb des üblichen Klischees, das man landläufig auf Demonstrationen zu finden glaubt. So verlief auch die die gesamte Veranstaltung friedlich. Die Stimmung sowohl bei der Auftaktveranstaltung am Washingtonplatz als auch Unter den Linden an der Siegessäule war gigantisch.
Gigantische Stimmung auch an der Siegessäule
Es war voll in Berlin und im Regierungsviertel und die Teilnehmerzahl zeigt, wievielen Menschen dieses Thema wirklich am dem Herzen liegt. Ob wir mit unserem Einsatz die Politiker, die „dem deutsche Volke“ dienen, wie es in großen Buchstaben auf dem Reichstagsgebäude steht, überzeugen können? Ich hoffe schon. In ganz Europa haben über 3,263 Millionen Bürger in einer selbstorganisierten Bürgerinitiative Unterschriften gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA gesammelt. 30.000 waren im Juni anlässlich des G7-Treffens in München, 250.000 waren am Samstag, 10.10., in Berlin. Es werden immer mehr …
Den Rückweg zum Hauptbahnhof suchten wir uns dann etwas abseits der Massen, sodass wir um 18:30 Uhr wieder im ICE Richtung Hanau sitzen konnten. Ein langer Tag, der um 4:00 Uhr mit dem Weckerklingeln begann und gegen 24:00 Uhr mit einem Gläschen Rotwein auf der Wohnzimmer-Couch endete. Ein schöner Tag voller Inspiration und Motivation, und der hoffentlich in einschlägigen Kreisen seine Wirkung zeigt.