Im Herbst 2024 brechen wir auf zu einem ganz besonderen Abenteuer entlang des Jakobswegs. Durch raue Landschaften vorbei an sagenumwobenen und mystischen Küstenabschnitten erreichen wir nach etwa zwei Wochen die Pilgerstadt Santiago de Compostella und kurze Zeit später das legendäre Cabo Fisterra, das „Ende der Welt“. Die Stelle, wo einst für die alten Römer die Scheibe zu Ende war. Etwa 40 km entfernt finden wir einen weiteren Höhepunkt: die Costa del Morte und Wallfahrtskirche Santuario da Virxe da Barca (Heiligtum der Jungfrau von Barca). Wir erleben die tosenden Küsten des Atlantiks und den dramatischen Klippen bei Muxía.
Unser Rückweg führt uns entgegen dem Pilgerstrom über die „französische Route“ über Leon und Burgos wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt in San Sebastian.
Ergänzend sei erwähnt, dass wir bei unserer Tour nicht genau die Pilgerroute abbilden, sondern uns einige Attraktionen gezielt herauspicken und auch hin und wieder auf eigene Entdeckungen gehen. Wir beschreiben in unserem Bericht also nicht den Pilgerweg, sondern unsere eigene individuelle Tour.
Unsere Reise startet am Sonntag, 29.09.2024 in Deutschland. Mit einigen Zwischenstopps in Frankreich erreichen wir am Donnerstag, 03.10. San Sebastian, wo wir erstmals in die rauhe Küstenlandschaft Nordspaniens eintauchen. Hier beginnt auch unsere Reisebeschreibung.
Überblick / Inhaltsverzeichnis
- San Sebastian: Der Auftakt am Atlantik und an der Nordküste Spaniens
- Die Ruhe in Elorrio
- Gaztelugatxe: Ein sagenhafter Felsen im Atlantik
- Cóbreces: Ein idyllischer Zwischenstopp
- Die Kathedralen von Ribadeo und unser Aufenthalt in San Cibrao
- Santiago de Compostela: Ziel und Ursprung einer jeden Pilgerreise
- Am Ende der Welt: Cabo Fisterra
- Magische Küstenmomente in Muxía und an der Costa del Morte
- Rückweg über den „französischen Jakobsweg“
- Monasteria San Pedro de Rocas und Monasteria San Estavo de Sil
- Las Médulas und das Gold der Römer
- Ponferrada: Ein malerisches Zwischenziel
- León: Ein Höhepunkt der Kultur und Geschichte
- Burgos: Der historische Jakobsweg und seine spirituelle Bedeutung
- Abstecher ins Roja
- Höhenprofil und Entfernungen
- Fazit: Der Jakobsweg – Ein Weg zu sich selbst
- Ein Schlusswort: Das Ende der Welt – oder der Anfang eines neuen Weges
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San Sebastian: Der Auftakt am Atlantik und an der Nordküste Spaniens
San Sebastian empfängt uns mit seiner berühmten Bucht und dem mondänen Charme der Altstadt. Nach einer Fahrradtour durch die Stadt umrunden wir die Bucht und radeln hinauf zum Monte Igeldo. Die Anfahrt dorthin ist steil und belohnt mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Meer und die Bucht.
Auf dem Berg befindet sich eine große Freizeitanlage mit Buden, Karussel, Autoscootern sowie eine Indooranlage, die wir nicht genau identifizieren konnten. Wir vermuten eine Art Geisterbahn. Eintritt für die Außenlage – um nur einen Blick auf die Bucht zu erhaschen: 2,50 EUR pro Person.
Die Weiterfahrt über den Leuchtturm wieder hinunter zur Stadt blieb uns leider durch ein großes Tor an der Abfahrt mit dem Vermerk „privado“ verwehrt.
Hier Routenaufzeichnung auf komoot.
Nach einer geruhsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück entscheiden wir uns, dem Küstentrubel zu entfliehen und das Wochenende weiter landeinwärts zu verbringen.
Die Ruhe in Elorrio
In dem kleinen, abgelegenen Bergdorf Elorrio finden wir genau den Rückzugsort, den wir suchen. Die baskische Gastfreundschaft begegnet uns schon bei unserer Ankunft, als ein älterer Herr uns freundlich den Weg weist, obwohl er nur baskisch spricht. Er spricht gleich eine Passantin an, die uns in spanisch den Weg erklärt. Die gemütliche Atmosphäre des Dorfes und die offene Art der Bewohner sorgen für ein wohliges Gefühl der Vertrautheit.
Am nächsten Morgen geht es auf den Via Verde durch die sanfte Hügellandschaft und an einem kleinen Fluss entlang zu dem kleinen Ort Tope. Leider ist die Via Verde zu einem großen Teil den Fußgängern vorbehalten und es wird auch sehr darauf geachtet, dass sich jeder daran hält.
Tourenaufzeichnung und weitere Bilder auf Komoot.
Als wir am Nachmittag zu unserem Basislager zurückkommen, finden wir einen Zettel auf der Trittstufe unseres Fahrzeuges. Heute wird ab 17:00 Uhr das traditionelle Fest des „Errebonbilloak“ gefeiert, das im Baskenland jedes Jahr im Gedenken an die Schlacht von Lepanto feiern.
„Das ist keine Vorwarnung wegen Lärm. Das ist eine Einladung. Da müssen wir unbedingt dabei sein.“ war sofort unser Gedanke. In den historischen Kostümen und Tänzen spüren wir den Stolz und die Freude der Dorfbewohner über ihre Traditionen.
Gaztelugatxe: Ein sagenhafter Felsen im Atlantik
Auf unserer Route durch das Baskenland treffen wir auf eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten: Gaztelugatxe, eine winzige Kapelle auf einem Felsen, die durch eine schmale, gewundene Treppe mit dem Festland verbunden ist. Die Treppen und der Übergang über den schmalen Weg zur Halbinsel erinnern uns irgendwie an die chinesische Mauer.
Den Felsen zu erklimmen, die Stufen zu zählen und am Ende an der kleinen Kapelle zu stehen und den Blick auf die schroffen Küsten und die rauen Wellen genießen.
Tourenaufzeichnung und weitere Bilder auf Komoot.
Cóbreces: Ein idyllischer Zwischenstopp
In Cóbreces finden wir einen friedlichen Stellplatz am Ortsrand an den Maisfelder. Mit dem Fahrrad ist man von hier in fünf Minuten an der Steilküste. … aber auch am Strand.
Am Mirador an den Klippen wird heute auch gefrühstückt. Wir hatten uns vor Abfahrt einiges eingepackt und uns in der Panederria mit Baguette versorgt.
Von hier aus folgen wir ein Stück dem Jakobsweg (Küstenweg) und gelangen zu einer kleinen Kapelle mit einem traumhaften Blick über die Wiesen und auf die Picos de Europe, einen riesigen Gebirgszug im Hinterland.
Aufzeichnung und weitere Bilder auf komoot.
Gegenüber unseres Platzes thront die Kirche mit dem danebenliegenden Kloster. In der Region ist Unwetter und Sturm angekündigt. Wir entscheiden, unseren Aufenthalt hier um einen Tag zu verlängern und das Unwetter hier in einer gesicherten Umgebung auszusitzen. So können wir auch in Ruhe unsere weiteren Etappen planen und die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.
Die Kathedralen von Ribadeo und unser Aufenthalt in San Cibrao
Entlang der Küste des Atlantiks begegnen wir einem der faszinierendsten Naturwunder unserer Reise: den „Kathedralen im Meer“. Diese spektakulären Felsen, die sich aus dem rauen Wasser erheben, erinnern an die Türme einer gigantischen Kathedrale, die von den Wellen umspült werden. Ihre zerklüfteten, steil aufragenden Formen sind ein unvergesslicher Anblick und ein wahrhaft magischer Ort. Das tobende Meer und die dramatische Kulisse verleihen dem Ganzen etwas Mystisches und Erhabenes.
Nach dem Besuch dieser gewaltigen Naturkathedralen suchen wir nach einem neuen Basislager für die nächsten zwei bis drei Tage und finden etwa 30 km weiter auf einer Landzunge den idyllischen Ort San Cibrao. Dieser kleine, ruhige Ort bietet uns einen friedlichen Rückzugsort nach den beeindruckenden Erlebnissen entlang der Küste.
Bei unserer Tour rund um eine große Bucht erleben wir auch die dunkle Seite der Region. Eine riesige Aluminiumfabrik sowie zahlreiche Überreste von Fabrikanlagen, die sich bei weiterer Recherche als ehemalige Fischfabriken herausstellen. Dort wurden früher auch Wale gefangen und zerlegt.
Santiago de Compostela: Ziel und Ursprung einer jeden Pilgerreise
Ein wichtiger Höhepunkt unserer Reise ist Santiago de Compostela, der legendäre Endpunkt des Jakobswegs. Seit über tausend Jahren pilgern Menschen hierher, um den Ort zu erleben, an dem die Gebeine des Apostels Jakobus ruhen sollen. Zahlreiche Orte auf der Pilgerroute sind erst durch die Pilgerströme entstanden und groß geworden.
Am Vormittag teilen wir uns den Platz vor der Kathedrale mit vielen Touristen, die hier busseweise einströmen, doch der Nachmittag gehört den Pilgern. Viele legen erschöpft, aber glücklich ihre Rucksäcke ab, einige fallen sich in die Arme, andere fallen einfach nieder und legen sich auf den Vorplatz – ein Moment voller Freude und Rührung. Wir verbleiben eine Weile auf dem großen Platz und lassen die Stimmung auf uns wirken.
Aufzeichnung unseres Stadtrundgangs auf komoot.
Am Ende der Welt: Cabo Fisterra
Nach Santiago führt uns unser Weg weiter, bis an das sagenumwobene Cabo Fisterra. Für die Römer war dies das Ende der Welt – die westlichste Spitze des Festlands, wo das Meer auf die Weltgrenze zu stoßen schien und die Scheibe zu Ende war. Das Cabo Fisterra hat sich für viele Pilger zu einem letzten Ziel nach Santiago entwickelt. Wir treffen dort auch Pilger aus unserer Heimatregion, mit denen wir ins Gespräch kommen.
Mittlerweile sind wir am westlichsten Zipfel Kontinentaleuropas und somit auch unserer Zeitzone angelangt. Es ist Mitte Oktober und der späte Sonnenaufgang macht uns etwas zu schaffen. Es wird erst gegen 8:45 Uhr wirklich hell, wir kommen nicht aus den Federn und haben schon Angst, den halben Tag zu verpassen.
Am Leuchtturm von Fisterra bieten sich uns beeindruckende Ausblicke auf die Klippen und das offene Meer. Erinnerungen an die zurückgelegten Kilometer und an die intensiven Momente der Pilgerreise spiegeln sich in den kleinen Zeichen, die Pilger hier zurückgelassen haben: Schuhe, Muscheln und handgeschriebene Botschaften.
Von Wanderern, die uns auf der Strecke zum Cap entgegen kommen, hören wir immer wieder den Pilgergruß „Buen Camino“.
Routenaufzeichnung auf komoot.
Die Atmosphäre ist geprägt von dem Gefühl, an einem symbolträchtigen Ort zu sein – hier, am Ende der Welt.
Auch wir sind stolz: Wir haben das Ende der Welt erreicht !
(wenn auch mit deutlich weniger Anstrengung als viele andere, die uns dort begegnet sind).
Unser Stellplatz ist in Fisterra etwas abseits des Leuchtturms gelegen. Die am Cap gelegenen Stellplätze waren allesamt sehr schräg und zum Übernachten kaum geeignet. Wir entscheiden uns für den privaten Platz im Zentrum von Finisterre mit einem schönen Blick auf die Bucht.
Magische Küstenmomente in Muxía und an der Costa del Morte
Der nächste Tag führt uns zum Wasserfall von Ézaro, der hier direkt ins Meer stürzt! Es handelt sich dabei allerdings um eine tief einschneidende Bucht, die an der Stelle des Wasserfalls eher wie ein See wirkt, sodass der Ort bei Weitem nicht so eindrucksvoll wirkt, wie wir uns ihn vorgestellt hatten.
Danach geht es weiter nach Muxía, zu der Kapelle der „Virxe da Barca“, die fast wie verloren auf den felsigen Küstenklippen steht.
Der Legende zufolge kam der Apostel Jakobus nach Galicien, um die heidnische Bevölkerung zu bekehren, hatte jedoch zunächst wenig Erfolg. Entmutigt zog er sich an die Küste bei Muxía zurück, um zu beten.
In seiner Not erschien ihm die Jungfrau Maria, die ihm auf einem steinernen Boot begegnete, um ihn zu ermutigen und ihm Beistand zu geben. Die großen Felsen in der Nähe der Kapelle sollen Überreste dieses steinernen Boots sein.
Wir haben das steinerne Boot jedoch nicht erkennen können.
Hier erleben wir die Kraft des Atlantiks hautnah: Die Flutwellen prallen gewaltig gegen die Felsen und unterstreichen die mystische Stimmung des Ortes.
Es war eine etwas unruhige Nacht, die wir hier auf dem Parkplatz zwischen Wallfahrtskirche, Klippen und Leuchtturm verbracht haben. Das Rauschen der Wellen und das immer wieder Aufschlagen auf die Klippen lässt uns immer wieder aufwachen. Wir genießen den Rauhen Atlantik noch beim Frühstück und fahren gegen 10:30 Uhr weiter.
Rückweg über den „französischen Jakobsweg“
Von hier ab folgen wir nun dem sogenannten französischen Jakobsweg, allerdings in umgekehrter Richtung und suchen uns auch hier wieder einige ausgewählte Etappenziele.
Nach einem Zwischenstopp in Ourense mit seinem heißen Quellen geht es weiter.
Monasteria San Pedro de Rocas und Monasteria San Estavo de Sil
Über die Berge geht es weiter in die Region Ribeira Sacra zu den Klosteranlagen Monasteria San Pedro de Rocas und Monasteria San Estevo (San Esteban) de Sil. Aktuell ist das Mon San Rocas ein kleines Museum über das Leben und Wirken der Mönche und das San Evesto ein Hotel mit Restaurant.
Wir sammeln auf unserem Spaziergang reihenweise riesige Kastanien, die uns an zwei Tagen das Abendessen sicherten.
Auf der Weiterfahrt über die Berge und die teils engen Straßen haben wir einen herrlichen Blick auf den Sill und die umliegenden Weinberge des Ribeira Sacra.
Unser Übernachtungsplatz liegt an diesem Tag etwas abseits der Route in San Xuan de Rio. Wir stehen auf ca. 890 m Höhe. Der Stellplatz fasst ca. 10 Mobile, liegt in der Ortsmitte nahe der Kirche und der Sportanlagen.
Wir haben eine super Aussicht auf die Bergwelt. V+E ist vollständig vorhanden und vollständig (incl. Strom) kostenlos. Irgendwie wirkt der Platz von der Sauberkeit her so, als seien wir bisher die ersten Gäste überhaupt. Wir stehen die Nacht dort allein und in absoluter Ruhe.
Las Médulas und das Gold der Römer
Unser Ziel ist Las Médulas, eine spektakulären Bergwelt, die allerdings nicht zufällig entstanden ist. Die roten Felsen, die teils wie Klippen in der Landschaft stehen, sind das Ergebnis der Goldsuche der Römer.
Die Berge wurden hier systematisch abgetragen und mit Wasser ausgeschwemmt, um nach Gold zu suchen. Die roten Berge werden begleiten von unzähligen Kastanienbäumen, die gerade geerntet werden. Zahlreiche Menschen waren dort zugange, die Fahrzeuge mit säckeweise Kastanien abfahren. Die Berge sind auch Weltkulturerbe.
Routenaufzeichnung auf komoot.
Auf dem Weg dorthin ging es natürlich weiter über die Berge, vorbei an einigen interessanten Mirrador sowie der Ponte Biblei, eine alte Brücke, die den reißenden Fluß Bibei überbrückt, und die wir natürlich mit unserem 3,5 Tonner überqueren müssen.
Ponferrada: Ein malerisches Zwischenziel
Nach unserem Besuch in Las Médulas fahren wir weiter nach Ponferrada. Wir sind zwischenzeitlich in der Provinz Kastilien-Leon angekommen.
Die Stadt ist mit ihrer gut erhaltenen Altstadt, den charmanten Gassen und dem Platz vor der beeindruckenden Castillo auch ein wichtiger Punkt auf dem Jakobsweg.
Die Stadt entstand durch eine Brücke, die die Tempelritter errichteten, um den Pilgerweg nach Santiago zu erleichtern. Aus der Eisenbrücke wurde der Name Ponferrada.
Unser Basislager in Ponferrada ist der Wohnmobilstellplatz direkt neben dem Hostel „S. Nikolaus von der Flue“. Uns gelingt ein Blick in die Räumlichkeiten des Hostels. Es sind sehr enge Zimmer mit vier bis sechs Schlafplätzen (jeweils Stockbetten). In unserem Wohnmobil schlafen wir deutlich komfortabler.
Wir kommen mit einer Mitarbeiterin des Hostels ins Gespräch, die uns einige Hintergründe über die Pilgerreisen erklärt.
Wir befinden uns hier auf einer Hochebene in 850 m über dem Meer, die wir über Leon bis nach Burgos auch nicht wieder verlassen. Unsere Weiterfahrt ist daher weitgehend eben und weitgehend kurvenfrei.
León: Ein Höhepunkt der Kultur und Geschichte
Unser nächstes Ziel ist León – eine Stadt voller Geschichte, Kultur und beeindruckender Architektur.
Beeindruckend ist vor allem die riesige Kathedrale sowie die vielen Straßen und Gassen mit zahlreichen Plätzen, Läden und Geschäften.
Wir stehen in León sehr zentral direkt am Rande der Altstadt an einem Park gemeinsam mit etwa 15 anderen Fahrzeugen. Obwohl unser Platz dort von Straßen umringt ist, schlafen wir in der Nacht ausgesprochen ruhig. Einkaufsmöglichkeiten gibt es direkter Umgebung. Ebenso auch die Möglichkeit, es sich in einem der zahlreichen Lokale in der Innenstadt gut gehen zu lassen.
Burgos: Der historische Jakobsweg und seine spirituelle Bedeutung
Die nächste Etappe führt uns nach Burgos. Mit seiner gotische Kathedrale, ein UNESCO-Weltkulturerbe, ist Burgos ebenfalls ein wichtiger Etappenstopp auf dem historischen Jakobsweg.
Unser Besuch beschränkt sich allerdings auf die reine Übernachtung auf dem etwas außerhalb in einer Wohnsiedlung liegenden Wohnmobilstellplatz. Wir hatten mit historischen Altstädten und Kathedralen mittlerweise ziemlich satt gesehen. Und irgendwie ähneln ja alle doch irgendwie.
Abstecher ins Roja
Unsere Weiterfahrt führt uns in die berühmte Region Rioja, bekannt für ihre malerischen Weinberge und den Rio Oja, nach dem die Region und der Wein ihren Namen tragen.
Wir landen im kleinen, aber lebhaften Ort Casalarreina, auf dem Wohnmobilstellplatz hinter dem Kloster und dem Freibad. Der Platz ist nur etwa 200 Meter vom Ortskern entfernt und ist der perfekte Ausgangspunkt, um den Ort zu erkunden.
An diesem Markttag nutzen wir die Gelegenheit, frische Lebensmittel zu kaufen und uns danach in einer örtlichen Bar mit einem Glas Rioja-Wein zu verwöhnen. In Spanien ist es ganz normal, auch zur Mittagszeit ein Glas Wein zu genießen – und dazu gibt es natürlich Tapas.
Eine Infotafel an der Brücke beim Freibad informiert uns über Wanderwege durch die umliegenden Weinberge und die Via Verde, die direkt hier beginnt – ein schöner Ausgangspunkt, auch die Umgebung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Der Regen, der auch für die kommenden Tage nicht nachlassen soll, hält uns allerdings davon ab, die Region weiter zu erkunden.
Höhenprofil und Entfernungen
Diese Übersicht zeigt die jeweilige Höhe über NN der einzelnen Orte, die wir besucht haben, sowie die Entfernungen (Luftlinie). Man erkennt dabei sehr die Orte nahezu auf Meereshöhe sowie auch die Hochebene über fast 300 km zwischen Leon und Burgos.
Fazit: Der Jakobsweg – Ein Weg zu sich selbst
Nach knapp vier Wochen landen wir wieder an unserem Ausgangspunkt in San Sebastian. Da, wo unsere Rundreise durch Nordspanien auf dem Jakobsweg Nordroute begann.
Die Reise entlang des Jakobswegs ist mehr als nur eine Pilgerfahrt. Es ist eine Reise zu uns selbst – durch Geschichte, Natur und Spiritualität. Vom ersten Schritt in San Sebastian bis zum Abschluss am Capo Finisterre erleben wir die tiefere Bedeutung dieses Weges. Jeder Ort, den wir passieren, erzählt seine eigene Geschichte. Und auf jeder Etappe wachsen wir ein Stück weiter – nicht nur als Pilger, sondern auch als Menschen.
Und auf manchen Streckenabschnitten fragen wir uns tatsächlich: Warum tun sich Menschen das an, tagelang durch diese Einöde zu wandern? Streckenabschnitte, die wir mit dem Fahrzeug in zwei Stunden bewältigen, aber die zu Fuß mehrere Tage benötigen.
Santiago de Compostella ist nicht das Ziel, sondern Teil eines Prozesses. Es geht nicht nur darum, den physischen Weg zu gehen, sondern auch darum, innere Fragen zu stellen, sich selbst zu reflektieren und Antworten zu finden. Jeder, der diesen Weg geht, wird ihn auf seine eigene Weise erleben – aber alle teilen die tiefe Verbindung zu diesem einzigartigen Abenteuer.
Ein Schlusswort: Das Ende der Welt – oder der Anfang eines neuen Weges
Am vermeintlichen Ende der Welt angekommen zu sein, ist ein besonderes Erlebnis. Doch auch am Ende der Welt beginnt ein neuer Weg. Und viele Abenteuer warten noch, und unsere Ideenküche sprudelt weiter.
In Zukunft wollen wir diese Erlebnisse jedoch mehr für uns selbst genießen.
Heute leben wir in einer Welt, die oft gerne nimmt und konsumiert, und dabei eher kritisch als wertschätzend reagiert. Das Blogschreiben ist für mich in letzter Zeit zunehmend mühsam geworden: Notizen machen, mehr Bilder schießen als notwendig, die besten auswählen, bearbeiten und veröffentlichen – jeder Artikel bedeutet in der Regel 2 bis 3 Tage Arbeit, die selten die gewünschte Anerkennung finden.
Natürlich wird es weiterhin Beiträge geben, nur vielleicht seltener, und nicht in der Ausführlichkeit wie bisher.
Denn das, was die Römer einst als Ende der Welt sahen, ist nicht das Ende der Welt. Es ist das Ende eines Weges, und gleichzeitig der Beginn eines neuen Weges in eine neue Richtung und neue Abenteuer.