Auf dem RhönExpress zum heiligen Berg

Ziel meiner heutigen Tour ist der Kreuzberg – oder der „Heilige Berg der Franken“, wie der Kreuzberg in der Rhön auch genannt wird. Und wer meine Touren kennt, weiß, dass wir uns nicht einfach mit dem Auto hin kutschieren lassen. Auch dieses Mal wird die Anreise wieder mit einer Portion Abenteuer, Geschichte und sportlicher Betätigung verbunden ist.

Am Abend zuvor hatte es noch heftig geregnet. Doch in der Nacht wurde es klar und am Morgen setzte Nebel ein. Gegen 8:30 Uhr kommt die Sonne durch und der Nebel verschwindet allmählich. Zeit, um aufzubrechen.

Der Rhön-Express-Bahnradweg

Am Ortsausgang von Altengronau, wo wir unser Basislager am Natur-Erlebnis-Bad eingerichtet hatten, geht es nach wenigen Metern direkt auf den RhönExpress-Bahnradweg, einer alten stillgelegten Bahntrasse, die einst den Bundeswehr- und ehemaligen Wehrmacht-Standort in Wildflecken mit der Außenwelt verband.

Von „Express“ ist auf der Hinfahrt zum Kreuzberg jedoch keine Spur. Rund 700 Höhenmeter sind zu überwinden.

Und so geht die Bahntrasse über die gesamte Strecke von rund 26 km von Altengronau bis Wildflecken stetig bergauf.

Es geht immer am Hang entlang, links unten plätschert das Flüsschen Sinn, das man durch die Bäume immer wieder sieht und das im Biosphären-Reservat Rhön seinen Ursprung hat. Hin und wieder muss man eine Straße überqueren, ansonsten verläuft die Bahnstrecke bis Wildflecken frei vom Straßenverkehr.

Entlang an einigen kleinen Örtchen, wie Zeitlofs, Rupboden und schließlich dem Staatsbad Bad Brückenau, wo sich einst sogar Sissi, die Kaiserin von Österreich kurieren durfte.

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Vom Bahnhof Wildflecken weiter zum Kreuzberg

In Wildflecken endet der RhönExpress-Bahnradweg. Äußerst schade, dass gerade das Bahnhofsgebäude mit dem Vorplatz in Wildflecken in Privatbesitz ist und große Schilder eindeutig darauf hinweisen, dass man hier nichts zu suchen hat.

Wir folgen der Radweg-Beschilderung „Kreuzberg“ zunächst nach links runter in den Ort und in der Ortsmitte nach rechts. Erst am Ortsausgang Wildflecken nach einem Viadukt geht es wieder auf den Radweg, der die Straße ca. 2 km begleitet, und schließlich auf die offizielle Zufahrtsstraße zum Kreuzberg mündet.

Von meinem Ausgangspunkt in Altengronau (227 m) bis zum höchsten Punkt am Kreuzberg auf 927,8 m sind es genau 700,8 Höhenmeter und 36 km. Die letzten Meter musste ich allerdings über den Kreuzweg nach oben zu Fuß erklimmen.

Einfach genießen !

Die Aussicht hier oben ist einfach nur genial.

Das Kreuzbergbier schmeckt ebenso genial. Und genau so genial ist auch die Rückfahrt auf der gleichen Strecke.

Es geht einfach nur bergab, bergab und bergab. Hin und wieder gibt es zwischendurch eine kleine Steigung. Aber ansonsten: Einfach draufsetzen auf Fahrrad, gucken, lenken, öfters mal bremsen – und ansonsten einfach nur die Fahrt genießen.

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Unvergessliche Erlebnisse und eine Erkenntnis

Hattest Du auch schon die Situation, dass Du innerhalb kürzester Zeit so viel gesehen und erlebt hasst, dass Du gar nicht weißt, wo Du eigentlich mit dem erzählen anfangen sollst? So geht es mir gerade bei dieser Tour.

In den letzten fünf Jahren, seit wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind und dies oftmals abseits der üblichen touristischen Pfade, haben wir so viel erlebt und gelernt. Theoretisches Wissen, das in der Schule mühsam versucht wurde, in einen hinein zu trichtern, versteht man oft viel später erst richtig, wenn man etwas in Natura erlebt, und anfängt, sich Gedanken über die Hintergründe zu machen.

Auf dieser Tour waren es gleich mehrere Schulfächer:

Und ich hoffe, ihr erkennt und akzeptiert die kleinen humorvollen Einlagen im Text :-)

26 km Geschichtsunterricht

…. von Altengronau in die Garnisonstadt Wildflecken mit dem RhönExpress, auf einer Strecke, über die in Zeiten des zweiten Weltkrieges die Truppen transportiert und versorgt wurden.

… die Strecke 46, die teilweise entlang der Bahnstrecke verlief – eine geplante Reichsautobahn, die von Würzburg nach Bad Hersfeld führen sollte, allerdings nie zu Ende gebaut wurde.

4 Stunden Erdkunde

…. mit dem Fluss Sinn, dem Sinntalradweg und schließlich dem Biosphären-Reservat Rhön und dem Sinn-Quellgebiet, in dem die Sinn aus vielen kleinen Rinnsalen zusammenfließt und einen Bach, später einen Fluss bildet.

…. natürlich mit einer wunderschönen Landschaft, die man erlebt, wenn man den Bahnradweg nicht nach oben hetzt, sondern sich einfach viel Zeit lässt und sich umschaut.

Eine Getränkepause lang Biologie

…. mit Blick auf die Dämme und Biberburgen im oberen Sinngrund.

…. dem gemeinen Fahrradbiber, wissenschaftliche Bezeichnung „Biberus Bicycelicus“, der genau wie ich mit einem blauen Helm unterwegs ist. Wir haben uns gleich gut verstanden. :-D

294 Stufen Religion

…. die letzten Meter zu Fuß nach oben auf den heiligen Berg, den Kreuzberg mit Kreuzweg und dem Kloster.

73 km und 700 Höhenmeter Sport / Ausdauer- und Cardiotraining

Aufzeichnung der Tour auf komoot hier.

und eine halbe Maß lang Bierologie und Bretzelkunde

…. im Garten der Klostergaststätte – mit selbst gebrautem Kreuzbergbier.

Alles in allem: Ein Schultag, der alles andere als langweilig war und noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ein Schultag, wie wir uns diesen früher in der Schule gewünscht hätten (natürlich ohne das Bier, versteht sich).

Basislager in Altengronau im Sinntal

Mein Basislager hatte ich für zwei Nächte auf dem Wohnmobilstellplatz am Natur-Erlebnisbad in Altengronau eingerichtet. Der Stellplatz bietet Platz für ca. 6 – 8 Mobile und verfügt über V+E sowie Strom. Der Platz ist kostenlos, dafür kosten Strom und Wasser etwas mehr. Aber wer braucht schon Strom und Wasser? Hinter dem Freibad ist eine Wassertretanlage und eine kleine Wellnessoase mit Barfußpfad.

Wer in Altengronau lieber spazieren geht, dem empfehle ich den Europäischen Kulturweg „Im Land der Ritter und Hutten“, den ich vor einiger Zeit hier in dem Beitrag vorgestellt habe. Er führt von der Ortsmitte zum alten Judenfriedhof und zum alten Schloss, das nach seiner Zerstörung als Marmorwerk weiter genutzt wurde.

Wer nach meiner Tourenbeschreibung nun Appetit bekommen hat, die Tour aber nicht in der gesamten Länge machen möchte, findet im oberen Sinntal einige weitere Wohnmobilstellplätze, u. a. auch einen Campingplatz direkt in Wildflecken.

Weitere Informationen zum RhönExpress gibt es auch direkt auf deren Seite hier.

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